Meine goldene Kinderheit in Bulgarien !
Ich bin in einem kleinen Dorf in Bulgarien geboren und habe
meine ersten sechs Lebensjahre dort verbracht . Mit meinem
Grossvater habe ich in einem Bett geschlafen . Meine Eltern
haben damals schon in der Stadt gearbeitet und ich habe im Dorf
meistens Brot mit Wasser und Zucker gegessen . Es gab kein WC
und kein Bad - nur einen Wasserbrunnen in der Mitte des Dorfes .
Wenn ich in der Nacht aufgewacht bin , weil mein Grossvater
jede Nacht geschrieen hat ( er hatte immer Kriegsalbträume ) ,
dann sah ich hunderte Kakerlaken an den Wänden .
Ab dem siebenten Lebensjahr kam ich in die Stadt . Meine Eltern
hatten dort ja schon längst zu arbeiten begonnen . Sie waren
proletarisierte Bauern . In der Stadt haben wir in einem Haus mit
zwei winzigen Zimmer gelebt . Sie waren 9m2 gross und die
Räume waren 2 Meter hoch - für 4 Personen . Wir haben auf dem
Boden geschlafen . Wir haben uns gegenseitig gewärmt und auf
einem Holzofen gekocht . Es gab kein Bad . Das WC war im Hof
und wurde von zwei Familien benutzt . Armut .
Als ich 13 war , hat mein vater wieder Tiere zu züchten
begonnen . Und während meine Mitschüler Fussball gespielt
haben , musste ich entweder Heu sammeln oder Hirte sein .
Ich habe dieses Leben gehasst und wollte weg . Deswegen habe
ich mich sehr angestrengt und bin schliesslich mit 16 Jahren nach
Sofia aufs Kunstgymnasium gegangen um dort zu lernen . Danach
habe ich an der Kunstakademie studiert . Ich wusste bereits ,
dass ich nach dem Diplom unter den Kommunisten wieder keine
Chance haben würde . Deshalb bin ich noch als Student nach
Österreich geflüchtet !
Marian , Jahrgang 1956 , lebt als freier Maler und Bildhauer in Wien